Innovation
Alles nur noch KI? Darum ist emotionale Intelligenz wichtiger denn je
Carina Felsberger
Senior UX Writer & Researcher
04.06.2024
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Sie kennen wahrscheinlich den Intelligenzquotienten IQ und dass es erstrebenswert ist, wenn dieser möglichst hoch ist. Der emotionale Intelligenzquotient EQ ist einer weniger breiten Masse bekannt, gewinnt aber in Zeiten von KI immer mehr an Bedeutung. Denn während wir bei komplexen Logiken zunehmend auf maschinelle Unterstützung zählen können, ist menschliches Gespür immer noch schwierig zu ersetzen.
Klar muss man die künstliche Konkurrenz am Arbeitsmarkt ernst nehmen. Doch während man neue Entwicklungen relativ schnell nachrecherchieren und Tools lernen kann, sind auch andere Skills wichtig, die man nicht so schnell lernen kann.
Was ist emotionale Intelligenz?
In einer Welt, die zunehmend von technologischen Fortschritten geprägt ist, gewinnt die emotionale Intelligenz immer mehr an Bedeutung, nämlich überall dort, wo zwischenmenschlichen Interaktionen passieren, wie etwa am Arbeitsplatz.
Der Emotionale Intelligenzquotient (EQ) bezieht sich auf die Fähigkeit einer Person, ihre eigenen Emotionen zu erkennen, zu verstehen und zu regulieren sowie empathisch auf die Emotionen anderer zu reagieren.
Ähnlich wie der Intelligenzquotient (IQ) misst der EQ also die Fähigkeit, mit Herausforderungen umzugehen, nur dass es dabei nicht um logische Aufgaben sondern um soziale Interaktionen geht. Menschen mit einem hohen EQ punkten etwa damit, dass sie in der Lage sind, Emotionen aus Gesichtern, Stimmen oder der Körperhaltung anderer Personen richtig einzuschätzen.
Im Detail sind es vor allem diese 5 Kompetenzen, die auf einen hohen EQ hindeuten:
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Wirtschaftliche Aspekte von emotionaler Intelligenz
In wirtschaftlicher Hinsicht spielt emotionale Intelligenz in Zeiten von KI eine zunehmend wichtige Rolle. Persönliche Beziehungen wirken sich auch massiv auf das Geschäftsleben aus – ja, auch in Zeiten von Remote Work.
Miteinander im Team steigert Effizienz
Mitarbeitende mit einem hohen EQ sind besser im Zuhören, können mit Druck umgehen, treffen durchdachte Entscheidungen und tun sich leichter damit, Fehler zuzugeben und aus ihnen zu lernen. Das alles wirkt sich unbezahlbar positiv auf das Miteinander im Team aus. Arbeitsabläufe werden so effizienter und die Innovationsfähigkeit des Unternehmens gesteigert.
Und wer möchte denn nicht mit Menschen zusammenarbeiten, die einen verstehen, stets einen klaren Kopf bewahren und motiviert sind?
Ein empathischer Arbeitsplatz für mehr Produktivität
Künstliche Intelligenz optimiert Arbeitsprozesse durch Automatisierung, indem sie repetitive Aufgaben übernimmt, was die Effizienz steigert und Mitarbeiter von zeitraubenden Aufgaben entlastet. Da sind wir uns wohl alle einig.
Dennoch sollten Unternehmen nicht nur in KI alleine investieren, sondern auch in eine empathische Arbeitsplatzkultur. Wenn Mitarbeitende sich wertgeschätzt fühlen, sind sie engagierter, was sich positiv auf ihre Zufriedenheit und Leistung auswirkt. Wenn sie das Gefühl haben, dass sie sowieso bald von KI ersetzt werden, dann wird dem betreffenden Unternehmen langfristig wohl gar keine andere Wahl bleiben.
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Mit EQ Veränderungen meistern
Emotionale Intelligenz befähigt Menschen auch dabei, mit Misserfolgen, Rückschlägen und unerwarteten Veränderungen umzugehen. Das ist vor allem in Branchen, in denen sich Marktbedingungen schnell ändern, wichtig. Etwa in der Technologiebranche, in der rasche Innovationen an der Tagesordnung stehen, oder der Finanzbranche, die stark von globalen Wirtschaftsbedingungen beeinflusst wird. Ironischerweise sind es gerade jene Branchen, in denen KI eine grosse Rolle spielt, die auch emotional intelligente Menschen brauchen.
Kundenbindung passiert nicht nur durch gute Produkte
Beim Umgang mit Kundinnen und Kunden bekommt die emotionale Intelligenz noch einmal zusätzlich Bedeutung. Ein hoher EQ erleichtert es, Kundenbedürfnisse zu erkennen, auf sie einzugehen und eine positive Kundenbeziehung aufzubauen. Das geht nicht einfach schnell mit einem Video Tutorial, sondern erfordert menschliches Gespür. KI kommt hier nämlich sehr schnell an ihre Grenzen.
Warum Kundenbindung wichtig ist, brauche ich Ihnen wohl nicht zu erklären. Falls doch, empfehle ich Ihnen diesen Artikel.
KI + EQ = mein perfect Match im UX Writing
Also alles schlecht und bitte ja keine KI verwenden? Nein, natürlich nicht! Nehmen wir einmal meinen eigenen Job als UX Writer als Beispiel her:
KI hilft mir sehr dabei, bestimmte Aufgaben im Bereich UX Writing zu automatisieren, wie z. B. das Generieren von Standardtexten. Man muss ja nicht immer alles neu erfinden.
Am meisten hilft mir KI, wenn ich über etwas schreiben muss, von dem ich wenig bis keine Ahnung habe. Unsere Kunden wissen manchmal selbst nicht so genau, was sie eigentlich brauchen und man muss mit wenig Infos anfangen. Dann liefern wir zur ersten Ansicht Design und Text, wo noch vieles geraten ist. Da arbeite ich gerne mit KI-generierten Beispielen. Das kommt mit wenig Aufwand dem Gewollten immerhin näher als ein “Lorem Ipsum” und wir können schneller iterieren.
Nicht alles ist besser automatisiert
Menschliche Empathie lässt sich hingegen schwierig auf die Schnelle automatisieren. Als UX Writer muss man sich in die User hineinversetzen, ihre Bedürfnisse verstehen und je nach Situation mit passenden Inhalten reagieren. Klar, mit geschicktem Prompting kann man auch empathische Inhalte erreichen. Doch gerade Microcopy soll ja möglichst kurz und prägnant sein. Vorausgesetzt ich kenne meine Zielgruppe, bin ich schneller, wenn ich selbst 2 Sätze Microcopy schreibe anstatt 12 Sätze als Prompt in ChatGPT.
In anderen Bereichen kann die Sache natürlich ganz anders aussehen. Hier haben wir einige Beispiele, wo KI sinnvoll für Unternehmen ist.
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Prompting: Proaktivität und Kreativität sind nötig
Die neue Möglichkeiten mit KI sind unglaublich. Trotzdem muss man sich bewusst sein, dass KI letztendlich nur das tut, wozu sie aufgefordert wird. Sie reagiert auf vordefinierte Regeln und Algorithmen und erkennt bekannte Muster. Was uns KI ausspuckt, kann immer nur so gut sein, wie die Fähigkeit jenes Menschen, der die Idee für den Befehl hatte. Und dafür braucht es Menschen, die proaktiv und kreativ sind.
Pluspunkte für Menschen, die noch dazu ethische Entscheidungen treffen können und etwaige Verzerrungen nicht unkritisch übernehmen. Denn KI erinnert nicht daran, dass ihre Ergebnisse nur oberflächlich sind, fragt nicht nach dem Kontext und stellt Vorurteile nicht in Frage. Zumindest nicht, ohne dass ein Mensch sie proaktiv dazu auffordern würde.
Fazit: Keine Panik vor KI
Es ist kein Entweder-Oder. Künstliche und emotionale Intelligenz spielen jeweils ihre eigenen wichtigen Rollen und ergänzen sich mit ihren jeweiligen Stärken und Anwendungsbereichen.
KI ist zweifellos ein leistungsstarkes Werkzeug mit enormem Potenzial. Sie meistert die Datenanalyse und Lösung mathematischer Aufgaben, wie kein Mensch dazu fähig wäre. Dabei macht sie Fortschritte, die einen immer aufs Neue verblüffen.
Aber kein Grund zur Panik, KI wird uns nicht alle ersetzen. Wir Menschen punkten mit unserer Kreativität und unserer Beziehungsfähigkeit, sei es jene innerhalb der Kollegschaft oder jener zu Geschäftspartnern. Und auch geniale Einfälle haben, mit neuen Lösungsansätzen experimentieren und die Bedürfnisse unserer Mitmenschen verstehen, funktioniert immer noch am besten mit menschlicher Intuition.
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